Tesla hat seine Ankündigungen wahr gemacht und jetzt als zweites Modell eine Schrägheck-Limousine mit vier Türen vorgestellt. Das Fahrzeug soll in seinen Proportionen einem 5er BMW entsprechen und wird 57.400 $ kosten. Der Verkaufsbeginn wurde für 2011 versprochen. Auf der technischen Seite soll das Elektroauto einen Akku erhalten, der sich sehr schnell wieder aufladen lässt (45 Minuten) und für eine relativ große Reichweite steht (bis zu 480 Kilometer).
Es ist schon erstaunlich wie sich dieses kleine Startup gegen die etablierten Riesen der Branche stemmt und ihnen immer wieder eine Nasenlänge voraus ist. So hat man bei Tesla ganz offensichtlich von Anfang an die Stärken und Schwächen des Elektroantriebs besser verstanden als bei der Konkurrenz und erst gar nicht versucht, mit einem Kleinwagen auf den Markt zu kommen.
So ist das erste Modell, der Tesla Roadster ein ausgemachter Sportwagen, der ein wunderbares Spielzeug für reiche Leute abgibt. Wer das kritisieren will, übersieht, dass Tesla mit diesem Produkt eine kleine Flotte von Fahrzeugen auf die Straße bringt, mit denen sich Konzepte im Alltag erproben lassen. Damit ist man weiter als die meisten anderen Hersteller, die noch kaum reine Elektrofahrzeuge an Kunden ausgeliefert haben.
Die Erfahrungen aus dem Roadster-Projekt fliessen jetzt in das zweite Produkt ein, mit dem sich Tesla immer noch relativ hoch im Markt positioniert, aber schon ein ganzes Stück näher an den Massenmarkt rückt. Auch mit diesem Fahrzeug lassen sich die immer noch sehr hohen Kosten für die Akku-Technologie elegant kaschieren.
Strategisch betrachtet hat Tesla zudem einen Wettbewerbsvorteil, den man nicht unterschätzen sollte: Während die etablierten Automobilhersteller ganze Armeen von Ingenieuren beschäftigen, die sich nur mit Verbrennungsmotoren auskennen und jetzt im Paradigmenwechsel der Antriebstechnologie um ihre Karrieren fürchten, setzt Tesla völlig unbelastet auf den Elektroantrieb.
Die großen Autobauer werden noch lange damit zu kämpfen haben, dass viele ihrer besten Mitarbeiter nicht einfach auf die neuen Zukunftstechnologien umstellen können und deshalb teils zäh ihren Status verteidigen, teils in die innere Kündigung abtauchen könnten.
Sichtbar wird dieser „Kampf der Kulturen“ so auch bei Porsche, wo der erste 911er mit Elektroantrieb gar nicht in Zuffenhausen entstand, sondern bei Ruf, einem Porsche-Tuner aus dem Allgäu.
Insgesamt sehen wir hier ein Innovationsdilemma großer Unternehmen: Sie haben über Jahrzehnte bestimmte Strukturen aufgebaut, die offenbar nicht mit jeder Form von Innovation kompatibel sind. Sollten Elektroautos auf längere Sicht Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ablösen, hätte dies weitreichende Folgen für die Berufsbilder in dieser Branche, einschließlich ihrer Zulieferer.
So einfach also die gängige Forderung nach „mehr Innovationen“ klingt, so schwierig ist das in der Praxis, vor allem wenn disruptive Innovationen erhebliche strukturelle Veränderungen mit sich bringen.
Bei Tesla ist man davon noch gänzlich unbelastet und denkt schon über eine deutsche Niederlassung in München nach. Nicht weit davon entfernt, beim Porsche-Tuner Ruf im Allgäu, plant man eine Kleinserie des Elektro 911ers.
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